Haltung…mit Leib und Seele

Der Kontakt zum Boden
Das Finden eines guten Kontaktes zum Boden, das Gefühl des getragen Werdens von der Unterlage (Boden oder Liege) als Sicherheit bietendes und zu weiteren Veränderungen ermutigendes Grundgefühl ist in der Atemarbeit ein wichtiges Thema, gerade in der Arbeit mit Anfängern. Denn es ist psychologisch schwierig Altvertrautes (wenn auch Falsches) aufzugeben, wenn ich noch nichts Sicheres, Neues an die Stelle setzen kann. In der Haltungsarbeit muss ich aber zunächst falsche Haltungen lösen (= aufgeben), bevor ich Richtigeres, Stimmigeres finde. Die Arbeit an den Füßen bietet sich hierfür natürlich an. Das Bewusstmachen, Kneten, Streichen, Verwringen der Füße oder das nachfolgend beschriebene Spüren der Füße auf dem Boden bringen einen sofort spürbaren Kontakt zum Boden, der in anschließenden Übungen wie z.B. die der Kleinen Schritte mitgenommen werden kann.
Der Kontakt zum Boden
Du sitzt auf dem Hocker, die Füße spüren den Boden, sind weich an den Boden geschmiegt. Dann beginnen die Füße den Boden auszustreichen, als wäre er der Rücken eines großen, freundlichen Tieres. Die Hände ruhen auf den Oberschenkeln, die Sitzhaltung ist leicht nach vorne und dem Boden zugewandt.
Der Atem fließt in seinem eigenen Rhythmus. Die streichenden Bewegungen der Füße können je nach individuellem Zugang zu dieser Arbeit sehr langsam und spürsam sein oder auch schwungvoll und groß, jedoch immer in dichtem Kontakt zum Boden. Tue dies eine kleine Weile lang und spüre anschließend der Wirkung nach.

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Der Bezug zum Gesangsunterricht
Der Zusammenhang zwischen Körperhaltung und Stimmeinsatz ist in der Gesangsliteratur oft betont worden. Das liegt zu einem Teil daran, dass der Großteil der Ein- und Ausatemmuskulatur gleichzeitig auch als Haltemuskulatur fungiert (v.a. Bauchmuskulatur, Zwischenrippenmuskulatur und Rückenmuskulatur). Wenn diese Muskulatur durch Fehlhaltungen unnötig belastet und verspannt wird, kann sie ihrer Atem-Funktion nicht mehr optimal nachkommen. Dieses führt zu verminderter Qualität. Zum anderen ist auch das Zwerchfell als wichtigster Einatemmuskel von Fehlhaltungen stark betroffen. Das Zwerchfell hat im Körpergefüge keine haltende Funktion, es bildet aber zusammen mit Kehlebene und Beckenboden ein wichtiges vertikales Schwingungsgefüge. Ist das Übereinander dieser drei Diaphragmen (Zwischenebenen) im Körper durch eine Fehlhaltung aus dem Lot, ist auch das Schwingungsgefüge gestört.
Beispiel: Bei einem sogenannten Hohlkreuz ist das Becken nach vorne gekippt, die Beckenbodenebene senkt sich dadurch nach vorne ab. Der Oberkörper verlagert sich im Bemühen um das Gleichgewicht nach hinten, dadurch hebt sich die Zwerchfellebene nach vorne an. Die Kehlebene ist meist wieder nach vorne gesenkt. Aus einer solchen Fehlhaltung ergeben sich starke Festhaltungen in der Rückenmuskulatur, die den Atemraum am hinteren Zwerchfell einschränken, des Weiteren ist das Zwerchfell selbst festgehalten, was sowohl seine Einatemfunktion beschränkt, als auch den Spannungszustand der Zwischenrippenmuskulatur, des m. latissimus dorsi und m. pectoralis beim Singen verschlechtert (Ausatemkontrolle und Ankerung)(…)

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