Vortrag (Skript) über wingwave als Lampenfieberchoaching

gehalten von Ulla auf der X. Regionalen Fortbildung des BDG-vor-ORT Berlin,
Jubiläumsveranstaltung
Samstag, 6. Juni 2015, 10 – 17 Uhr
Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg

 

Sehr geehrte Kollegen, meine Damen und Herren,

schon während meines Gesangsstudiums und meinem gleichzeitigen Studium der Psychologie ist mein Interesse an der Verbindung zwischen dem Sängerischen der Stimme und dem Seelischen der Stimmung entflammt, weshalb ich mich dem Logo des Berliner BDG vor Ort “Stimme, stimmig, stimmig sein“ auch immer besonders verbunden gefühlt habe.

Sich ausführlich mit dem Thema Lampenfieber auseinander zu setzen, lag daher für mich nahe und aus meiner Atemtherapeutischen Erfahrung heraus habe ich mit der Zeit eine Arbeit am Atembild entwickelt, die sich als sehr hilfreich bei Lampenfieber erwiesen hat. Diese habe ich bereits ausführlich in meinem Buch „Singen mit Leib und Seele“ vorgestellt, weswegen ich heute nicht darüber sprechen will, sondern über ein weiteres psycho-therapeutisches Modul, das ich in meine Lampenfiebertherapie integriert habe:

wingwave

 

Was ist wingwave, was kann wingwave?

 

Darüber möchte ich Ihnen heute referieren, denn die Erfolge sind wirklich berichtenswert. Im Anschluss werden wir dann eine halbstündige Demonstration haben mit einem spontanen Probanden. Doch dazu später.

wingwave ist ein Stress- und Emotions-Coaching

Was kann wingwave?

Sie haben sicherlich alle schon mal Situationen erlebt im Leben, die unangenehm waren, die sich so angefühlt haben, als würde Ihnen der Boden unter den Füßen weg gezogen. Das kann der Steuerbescheid sein oder eine unangenehme zwischenmenschliche Begegnung oder ein nicht optimal verlaufener Auftritt. Das ist dann stressig, aber man schläft einmal, zweimal, dreimal darüber und hat dann wieder Boden unter den Füßen und das Herz fängt nicht mehr an zu pumpen, wenn man daran zurückdenkt.

Drei Tage oder Nächte braucht es, sagt der Volksmund, um einen solchen Stress zu verarbeiten. Wingwave kann das auch, aber nicht in drei Tagen, sondern in 10 Minuten.

Dann gibt es Situationen, die sind nicht so leicht unter die Füße zu kriegen. Die sind vielleicht sogar so schlimm, dass wir sie gar nicht mehr erinnern, sie verdrängt haben irgendwann. Aber sie blockieren uns, blockieren uns bis in die Gegenwart hinein.

Ich habe schon häufiger Menschen davon erzählen hören, wie sie als Schulkinder alleine vor der Klasse vorsingen mussten. Das kann eine zu tiefst traumatische Erfahrung sein. Andere haben mir berichtet, wie sie als Jugendliche sprechen mussten vor größeren Gruppen und dabei versagt haben. Seitdem bekommen sie auch im Firmen-Meeting den Mund nicht auf.

Sie könnten sicherlich die Liste der Beispiele solcher Situation noch um viele verlängern. Gemeinsam ist den Situationen, dass sie lange zurückliegen und dass sie in der damaligen Zeit, zum damaligen Lebensalter nicht händelbar waren. Heute wäre eigentlich die Kompetenz und das Standing da, doch irgendwas blockiert uns.

Man kann sich das auch so vorstellen, als ob man per Computer eine Mail bekommt mit einem riesigen Anhang. Heute haben ja alle Geräte einen Speicher, der fast allem gewachsen ist, aber früher ist dann Folgendes passiert:

Der Computer bemüht sich, den Anhang zu öffnen und arbeitet und arbeitet und arbeitet und schließlich stürzt er ab, der Anhang war zu groß.

So ähnlich ist es für das Gehirn, wenn wir eine Situation erleben, die uns zu tiefst erschüttert oder ängstigt, in der wir uns ohnmächtig fühlen.

Diese schiebt das Hirn zunächst beiseite, um am Leben und handlungsfähig zu bleiben. Es bleibt aber etwas in der Leitung stecken. Und das kann uns später blockieren, sogar wenn wir uns gar nicht mehr an die Ausgangssituation erinnern. Daraus resultieren Ängste und Blockaden im Hier und Jetzt, die mit dem Hier und Jetzt gar nichts zu tun haben, wie z.B. wenn einer im Firmen-Meeting nicht frei sprechen kann, obwohl er aus seinem Fachgebiet, in dem er sehr kompetent ist, berichten soll. Die Angst ist also nicht real, sie stammt aus einer anderen Lebensphase, ist in der Gegenwart längst überholt und blockiert uns dennoch.

 

Und jetzt komme ich zum Lampenfieber.

Ich möchte das aber zunächst einmal klassifizieren:

Es gibt normales Lampenfieber, problematisches Lampenfieber und etwas, das gar keins ist, aber fälschlicherweise so genannt wird.

1.Wenn jemand in der Seitenbühne steht und das Herz schlägt heftig und der Atem geht flach und dann geht er raus, beginnt zu singen, zu reden, zu spielen und nach 3 Minuten geht’s ihm gut, dann ist das normales Lampenfieber, etwas, was die meisten Künstler durchaus zu schätzen wissen. Man muss kein Adrenalinjunkie sein, um das Adrenalin, das dann den Körper und das Gehirn flutet,  zu schätzen zu wissen und ab und zu mal gerne von diesem Stöffchen zu naschen. Wir nennen dieses Gefühl in einem anderen Zusammenhang „Schmetterlinge im Bauch“ und dass das ein angenehmes Gefühl ist, darüber besteht Konsens.

2.Problematisches Lampenfieber hingegen ist dann gegeben, wenn der Vortragende das, was er gut vorbereitet hat und was er im Normalfall auch zu 100 % beherrscht, in der Vortragssituation nicht abrufen kann. Im dem Fall, könnte wingwave sehr hilfreich sein.

3.Wenn sich allerdings jemand ein Stück ausgesucht hat, dass er auch im Normalfall nur mit viel Glück singen kann und dann Angst hat, es im Konzert zu präsentieren, dann ist das eine sehr realistische Angst, kein Lampenfieber. Da hilft auch wingwave nicht. Da hilft nur, sich ein leichteres Vortragstück auszusuchen.

 

Was kann wingwave also im Falle von Lampenfieber?

Alte Blockaden lösen, so dass wir im Hier und Jetzt unser ganzes Potenzial auf der Bühne abrufen können –

und aktuellen Stress abkühlen und händelbar machen.

Beforscht hat das schon 2006 eine Professorin der Medizinischen Hochschule Hannover: Prof.Dr.Marie-Luise Dierks:

„Marie-Luise Dierks, Professorin für „Public Health“ an der Medizinischen Hochschule Hannover, untersuchte im Herbst 2006 die Wirkung von wingwave bei Präsentationstrainings für die Auftrittssicherheit bei Personen, die unter Lampenfieber leiden. Die Kontrollgruppe erhielt ein hochwertiges, „klassisches“ Verhaltenstraining, bei der ersten Interventionsgruppe wurde für die Teilnehmer ein dreistündiges wingwave-Coaching in den Ablauf des ansonsten identischen Trainings integriert. Es sollte untersucht werden, ob wingwave-Elemente in einer solchen Maßnahme den Trainingserfolg verbessern, oder ob allein die Tatsache, dass Menschen ein Präsentationstraining absolvieren, schon zu messbaren Verbesserungen führt. Eine dritte Gruppe erhielt ein „pures“ wingwave-Coaching von durchschnittlich drei Stunden. Überprüft wurde der Erfolg durch relevante psychologische Testverfahren. Vor und nach dem Training bzw. der Coaching-Maßnahme wurde von den Versuchspersonen jeweils eine Präsentation vor fremdem Publikum gehalten. In allen drei Gruppen konnten die Teilnehmer ihr Lampenfieber reduzieren, wobei die „pure“ wingwave-Gruppe mit dem besten Ergebnis abschnitt. Erstaunlich war dann das Ergebnis der Nachbefragung ein halbes Jahr später: die große Stärke von wingwave-Coaching scheint nicht nur in der Stress-Reduktion zu bestehen, sondern in der nachhaltigen Entfaltung von positiven Gefühlen und Zuständen wie Entschlossenheit, Spaß und sogar freudige Erwartung bei einem Auftritt vor fremdem Publikum.“ (zitiert nach http://www.bahnungsmomente.de/fileadmin/user_upload/Ergebnisse_von_Prof._Dr._Marie-Luise_Dierks.pdf, am 13.6.2016)

 

Wie funktiert wingwave?

Es vereint drei Komponenten:

–      Bilaterale Hemisphärenstimulation

Unser Hirn bilateral zu stimulieren, machen wir alle, andauernd. Z.B. in den REM-Schlafphasen nachts, wird unser Hirn über die schnellen Augenbewegungen stimuliert. Dadurch – sagt die Hirnforschung – verarbeiten wir Stress. Das dauert natürlich seine Zeit und wir können uns im Schlaf nicht auf ein bestimmtes Thema fokussieren. Im wingwave-Prozess nehmen wir uns Zeit, uns zu fokussieren und stimulieren dann mit Winkbewegungen, wir kreieren sozusagen eine wache REM-Schlafphase.

Beim Wandern, Walken, Joggen stimulieren wir über die links-rechtsseitige Bewegung unsere Hemisphären und auch dabei fällt Stress von uns ab. Das ist, glaube ich, ein bekanntes Phänomen, oder? Es ist ganz alltägliches, natürliches wingwave.

–      Myostatiktest

Muskeltests zur gezielten Planung von Coachingprozessen und zur objektiven Erfolgskontrolle, beforscht 2013  an der Sporthochschule Köln (http://www.vifasport.de/Dissertationen/2013/Marco-Rathschlag.html), die Tests zeigen über die Muskelspannung, den Tonus in der Muskulatur an, ob und wobei der Klient Stress hat.

 

–      Formate aus dem NLP

Z.B. das 6step-Reframing oder die Timeline-Arbeit. Wichtig ist auch die Trennung zwischen Kognition und Emotion, d.h. wie wir über uns denken und uns bewerten und was wir fühlen auf der seelischen oder körperlichen Ebene. Diesen Denkansatz finden wir auch in der gewaltfreien Kommunikation nach M.B. Rosenberg.

 

Aber nun genug geredet, kommen wir zu Praktischen, zur Demonstration dieser Methode und zu einem weiteren Vorteil dieser Methode: Es braucht nicht explizit über die problematische Situation gesprochen werden, ein weiterer Vorteil dieser Methode. Es braucht keine Psycho-archäologie, die Privatsphäre kann absolut gewahrt bleiben.

–      Demonstration

Literatur:

U. Weber: “Singen mit Leib und Seele“. BoD, 2013, ISBN 978-3-732238-17-0

C. Besser-Siegmund, M-L. Dierks & H. Siegmund: “Sicheres Auftreten mit wingwave-Coaching“. Junfermann, 2007, ISBN:978-3-87387-6

 

 

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